Welche Schwimmart zuerst lernen?

Es gibt vier Hauptschwimmarten – Delfin, Rücken, Brust und Crawl. Synonym für den Begriff Schwimmart werden die Begriffe Schwimmstil, Schwimmtechnik oder im didaktischen Kontext der Begriff Zielform verwendet. Mit Zielform ist gemeint, dass man von einer idealen Bewegungsform ausgeht, die erlernt werden soll. Der Bewegungsablauf der Zielform kann theoretisch fundiert begründet werden und ist im Einklang mit den Schwimmregeln.

Allgemein besteht Einigkeit zuerst die Beinbewegung zu erlernen und darauf aufbauend die Armbewegung und die Koordination – jeweils unter Einbezug der Atmung. Zu kontroversen Diskussionen führt die Frage: Welche Schwimmart als erstes vermittelt werden sollte? Es gibt keine wissenschaftliche Antwort auf diese Frage, aber viele Erfahrungswerte sowie pro und contras für die eine oder andere der vier Zielformen:

-       Delfin: Es sind sich alle einig, dass Delfin nicht die erste Schwimmart ist, die erlernt wird. Diese Absolutheit im Konsens führt zu einer Fehleinschätzung: Die Delfinkörperwelle (synonym Delfinbeinschlag) ist im Vergleich zu anderen Schwimmbewegungen keine überdurchschnittlich schwierige Kernbewegung. Sie wird nicht als erstes erlernt, aber es spricht nichts dagegen diese Bewegung relativ früh zu erwerben.

-        Brust: Erstaunlicherweise wird an verschiedensten Institutionen und in einzelner Literatur immer noch vermittelt, mit dem Brustschwimmen und damit mit dem Brustbeinschlag zu beginnen. Das ist überholt. Im Unterricht mit den Studierenden am DSBG wird unmissverständlich propagiert unter keinen Umständen mit dem Brustbeinschlag zu beginnen, was viele Experten und gute Ausbildungsprogramme so unterstützen.
Warum beginnt man nicht mit Brustschwimmen? Wenn sich Kinder, die wassergewöhnt sind, aber noch nicht schwimmen gelernt haben, ein paar Meter im Wasser fortbewegen, ist beobachtbar, dass sie mit den Armen symmetrische Bewegungen vor dem Körper machen. Mit den Beinen führen sie Strampel- und Stossbewegungen durch. Möglicherweise wird daraus der Rückschluss getroffen mit Brustschwimmen anzufangen sei am «natürlichsten» oder «einfachsten». Es gibt allerdings grosse Unterschiede zwischen einem korrekten, symmetrischen und optimal antriebswirksamen Brustbeinschlag und den genannten Strampelbewegungen. Das gleiche gilt für die Arme. Der Brustbeinschlag in Bauchlage ist technisch und koordinativ die schwierigste Kernbewegung überhaupt. Das Erlernen braucht einen klaren, zeitintensiven methodischen Aufbau über Übungen an Land, am Rand und in Rückenlage. Im Geräteturnen käme niemand auf die Idee das schwierigste Element als erstes zu erlernen.

-        Crawl und Rücken: Diese beiden Zielformen sind gemeinsam zu betrachten. Die Kernbewegung der Beine – der Wechselbeinschlag – ist abgesehen von der Körperlage identisch. Die Vor- und Nachteile hängen zusammen. Der Vorteil des Crawlschwimmens ist, dass die lernende Person sieht, wohin sie schwimmt. Beim Rückenschwimmen ist die Orientierung dagegen schwieriger. Der Nachteil des Crawlschwimmens ist, dass der Kopf unter Wasser ist und somit die Atmung erschwert ist. Das fällt Personen am Anfang des Schwimmlernprozesses oftmals schwer. Beim Rückenschwimmen ist das Gesicht mehrheitlich nicht im Wasser, was die Atmung erleichtert.

Sofern man eingesehen hat, nicht mit Brustschwimmen zu beginnen, ist es unbestritten, den Wechselbeinschlag als erstes zu erlernen. Es empfiehlt sich nach Übungen an Land und am Rand in Rückenlage zu beginnen. Die Atmung ist beim Schwimmen ein Knackpunkt und wenn die Atmung mit dem Kopf im Wasser (noch) Schwierigkeiten bereitet, fällt es schwer sich auf die Bewegung zu konzentrieren. Da es sehr viele Atemzyklen ins Wasser braucht bis die Atmung automatisiert ist, haben viele Schwimmlernende auch bei einer gut durchgeführten Wassergewöhnung am Anfang des Lernprozesses von Schwimmbewegungen noch Mühe mit der Atmung. Den Schwierigkeiten mit der Orientierung in der Rückenlage kann man bei der Wassergewöhnung mit Übungen wie dem Rückenpfeil vorbeugen.

Wurde der Wechselbeinschlag in Rückenlage antriebwirksam erlernt, wird sich eine lernende Person in Bauchlage nicht mehr gross auf die Bewegung konzentrieren müssen. Sie kann sich ganz auf die Atmung konzentrieren und die Atmung in Verbindung mit dem Beinschlag üben. Parallel dazu kann der Rückenarmzug erworben werden.

In Bezug auf die methodischen Aufbaureihen unter DSBG4public ist bei regelmässigem Schwimmunterricht von einer Lektion im Schuljahresrhythmus oder zwei Trainings pro Woche in einem Schwimmverein folgender Aufbau gangbar:

Schwerpunkt 1

Schwerpunkt 2

Festigen

Alter (Schule)

Alter (Verein)

Wechselbeinschlag in Rückenlage

Abschluss der Wassergewöhnung

5 / 6 Jahre

5 / 7 Jahre

Wechselbeinschlag in Bauchlage

Rücken – Rhythmus und Zuglänge

Wassergewöhnung

6 / 7 Jahre

Rücken – Rhythmus und Zuglänge

Crawl – Rhythmus und Zuglänge

Wechselbeinschlag in Bauchlage

7 / 8 Jahre

6 / 8 Jahre

Crawl – Rhythmus und Zuglänge

Brustbeinschlag

Rücken – Rhythmus und Zuglänge

8 / 9 Jahre

Brustbeinschlag

Delfinkörperwelle

Crawl – Rhythmus und Zuglänge

9 / 10 Jahre

7 / 9 Jahre

Brust Armzug und -koordination

Delfin – Rhythmus und Zuglänge

Brustbeinschlag

Delfinkörperwelle

10 / 11 Jahre

Starts und Wenden

Lagenschwimmen

11 / 12 Jahre

8 / 10 Jahre

Vorbereitende Übungen zu den Starts und Wenden können laufend eingebaut werden.
Steht weniger Zeit zur Verfügung, verlängert sich der Lernprozess entsprechend.